Heute steht nach unserer ersten Nacht seit fünf Monaten ohne unser geliebtes Wohnmobil und einem Frühstück mit Toast und Rühreier aus der Camping eigenen Verpflegungsstation der Besuch von Danzig an. Unser Womo steht in der Zwischenzeit für drei Nächte vierzig Kilometer entfernt in einer Fiat-Werkstatt für den Service und die Reparatur eines Lackschadens. Da unsere Bikes nicht in unseren Ersatzfahrzeug reingepasst haben, gehts diesmal per Tram aus DDR-Zeiten vom Campingplatz ins Zentrum. Dort erwartet uns wieder ein riesiger Touristenrummel, aber auch eine charmante Innenstadt. Nachdem uns Stettin nicht gerade begeistern konnte, sind wir positiv überrascht von Danzig. Hier passt einfach alles: Schöne Läden. Charmante Gassen. Ein endloser Markt mit allen was das Herz begehrt, egal ob neu oder gebraucht. Tolle Restaurants mit guter Küche. Und obwohl auch Danzig durch den Krieg stark zerstört war und die Spuren des Ostblocks nicht zu übersehen sind finden sich sehr viele sehenswerte Bauwerke.

Wir geniessen den Tag und Bummeln kreuz und quer durch die Gassen bis uns die Füsse wehtun. Nach unserem bisher besten Essen in Polen gehts kurz vor dem Eindunkeln im ratternden und schaukelnden Tram zurück zu unserem Bungalow. Da wir in der Innenstadt kein passendes Hotel für die dritte und letzte Nacht ausfindig machen konnten, buchten wir uns kurzerhand unterwegs über unsere Handy im IBIS von Danzig ein. Denn das Ibis kennen wir bereits von früher und hier wissen wir wenigstens was uns erwartet. Kostet zwar das Doppelte wie unser Bungalow aus DDR Zeiten. Aber das Mehr an Komfort ist es uns wert.

Ungewohnter Luxus im Ibis

Nach unserer zweiten Übernachtung im Bungalow stellen wir uns wieder für unser Frühstück in die Reihe am Verpflegungsstand und vertilgen etwas lustlos den lauwarmen Toast und die Rühreier auf dem Plastikteller. Trotzdem ist die Stimmung heute ausgesprochen gut. Denn heute gehts ins Ibis. Wir freuen uns wie kleine Kinder, nach fünf Monaten wenigstens für eine Nacht wieder mal eine eigene, grosse Dusche, ein sauberes Bad, ein komfortables Bett und ein Frühstücksbuffet zu haben. Nachdem wir von Campingwart freundlich aber bestimmt aus unserem Bungalow geworfen werden, da wir es verpasst haben, nach der Check-Out Zeit zu fragen und schon 20 Minuten drüber sind, suchen wir das Weite. Im Ibis angekommen, müssen wir uns noch etwas gedulden bis wir unser Zimmer beziehen können. So haben wir Zeit, um in der einladenden Lobby dank rasend schnellen Internet, wie wir es auf unserer ganzen Reise noch nie erlebt haben, all unsere Apps und all unsere Karten zu aktualisieren und sogar einige aktuelle Podcasts runterladen zu können. Danach schlendern wir nochmals durchs Zentrum, stöbern im endlosen Trödlermarkt von Danzig und lassen es uns gut gehen.

Auf unserer fünfmonatigen Reise haben wir schon unzählige Städte besucht von A wie Almeira bis Z wie Zürich ;-). Anfangs haben wir uns viel Zeit genommen, uns intensiv auf jede Einzelne davon vorzubereiten. Inzwischen gehen wir aber ziemlich planlos vor da es uns einfach zu aufwendig ist bei drei oder mehr Städten pro Monat. Wir lassen uns treiben, im Wissen, dass wir vielleicht etwas wichtiges verpassen. Dafür entdecken wir mit Glück etwas, was anderen Besuchern verborgen bleibt. Und dank unseren Offlinekarten und dem unerschöpflichen Wissen unserer Wikipedia-App sind wir bei Bedarf vor Ort bestens über Sehenswürdigkeiten und geschichtliche Hintergründe informiert. Doch auch in Danzig gäbe es sicherlich noch viel mehr zu entdecken, vor allem auch die zwei Städte Gdingen und Zoppot, welche zusammen mit Danzig die Dreistadt bilden. Wer weiss, vielleicht kommen wir wieder, denn Danzig ist mehr als ein Besuch wert.

Kaum ist das Zimmer bezogen, zieht uns die Dusche in ihren Bann und wir lassen uns so lange wie schon lange nicht mehr berauschen. Wer hätte gedacht, dass wir dies so geniessen. Denn auf den Campingplätzen ist das Duschen selten eine Freude. Entweder muss man eine Münze reinwerfen, um für kurze zwei Minuten duschen zu können. Oder die Temperatur lässt sich überhaupt nicht einstellen. Oder der Wasserstrahl ist ein Rinnsal. Oder man muss alle zehn Sekunden den Knopf erneut drehen, damit überhaupt Wasser fliesst. Oder die Dusche steht vor Dreck.

Zum Abschluss des Tages gehts dann gleich um die Ecke in ein Sushilokal, wo wir für unsere Verhältnisse zu super günstigen Preisen ein feines japanisches Fischgericht geniessen, bevor wir uns zufrieden und glücklich ins Bett legen.

Tag der Freude

Mit einem schmackhaften Frühstück vom reichhaltigen Ibis-Buffet im Magen gehts wieder zurück, um unsere fahrende Wohnung in der Werkstatt abzuholen. Wir fahren frischen Mutes – mitten in den Stau. Für die vierzig Kilometer brauchen wir über zwei unendlich lange Stunden. Und wir wissen, dass wir die gleiche Stecke etwas später nochmals fahren werden, nämlich in entgegen gesetzter Richtung wieder nach Danzig und dann weiter nach Marienburg. So ein Stau haben wir bisher auf unserer Reise noch nie gehabt. Aber was solls, wir haben Zeit. So erreichen wir die Fiat-Servicestelle und nehmen unser Wohnmobil mit leuchtenden Augen in Empfang. Alles palletti! Service erledigt. Lackschaden repariert. Glücklich und geduldig stellen wir uns in den Stau und versuchen zu verdrängen, wie viel Zeit uns diese unfreiwillig Reparatur gekostet hat. Dafür haben wir bemerkt, wie stark uns unser Haus auf vier Rädern in den vergangenen Monaten der Reise ans Herz gewachsen ist.

Ohne Computer fühlt sich Stefan wie ein Fisch ohne Wasser. Auch Autofahren und Navigieren ist genau sein Ding. Wenn er sich nicht gerade mit Fotografieren beschäftigt, outet er sich als Nerd, was den Vorteil hat, dass wir unterwegs bzgl. Apps, Internetzugang, Offlinekarten etc. immer auf dem neusten technischen Stand sind. Daneben spricht er gut englisch, spanisch und portugiesisch - während Babs für's französisch zuständig ist. Die ideale Ergänzung also….

Ein Gedanke zu “Schönes Warten in Danzig”

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