Auf unserer Fahrt entlang der europäischen Küsten interessieren uns neben Landschaften und Städten natürlich auch technische Errungenschaften. Darunter vor allem jene, die man in unserem Heimatland nicht finden. Deshalb steht heute der Besuch des erstes Gezeitenkraftwerkes Europas auf dem Programm. Dieses steht an der Flussmündung der Rance in der Bucht von Saint Malo.

Kraftwerk der Gezeiten

Frisch erholt und dank der bordeigenen Dusche vom Salzwasser des gestrigen Badens befreit starten wir auf eine neue Tagestour Richtung Saint Malo zum ältesten Gezeitenkraftwerk Europas.

Dieses Kraftwerk steht nicht aus reinem Zufall hier. An dieser Küste herrschen die grössten Gezeitenunterschiede ganz Europas. Bis zu 13 Meter Höhendifferenz können hier zwischen Ebbe und Flut liegen. Neben einem Blick in die Halle des Kraftwerkes veranschaulicht eine aufschlussreiche Ausstellung die Funktionsweise dieses Kraftwerkes. Dieses Kraftwerk mit seinen 24 Turbinen produziert umweltfreundliche Energie für über 2.5 Millionen Haushalte. Rund um die Uhr, im Rhythmus 6 Stunden, wird hier die Höhendifferenz vom offenen Meer und der Bucht genutzt, um Strom zu erzeugen. Dies ist nur möglich, da die Drehrichtung der Turbinen je nach Fliessrichtung des Wassers automatisch wechselt.

Um den Schiffsverkehr zwischen Meer und Bucht sicher zu stellen, wurde der Damm zudem mit einer Schleuse versehen. Da jedoch Segelschiffe oft über einen Mast von mehr als 13 Metern Höhe verfügen, musste zudem die Brücke, welche die Schleuse überquert, so gebaut werden, dass auch Schiffe diese passieren können. So kann die Brücke über ein Scharnier und spezielle Hydraulik um 90° angehoben werden. Ziemlich spektakulär, dabei zuzuschauen.

Musikalischer Abend in Saint Malo

Nach dem Besuch des Kraftwerkes gehts nach Saint Malo. Nach dem Eintreffen auf dem riesigen, kahlen und fast leeren Stellplatz der Stadt machen wir unsere Bikes startklar und fahren entlang des belebten Quais Richtung Innenstadt. Das besondere dieser 44’919 Einwohner zählenden Stadt ist, dass sie Ende des zweiten Weltkrieges zu über 80 % zerstört wurde. Die deutschen Truppen hatten sich hier nach dem D-Day mit über 12’000 Mann verschanzt und die Stadt erbittert verteidigt. Die Alliierten versuchten mit allen Mitteln die Stadt zu befreien. Schlussendlich gelang jedoch erst den US-Truppen durch den Einsatz von Napalmbomben, die Deutschen zur Kapitulation zu zwingen. Als eine der wenigen Städte gelang hier ein fast originalgetreuer Wiederaufbau, der schon zwei Jahre nach Kriegsende startete. Man stützte sich dabei auf alte Pläne und Abbildungen der Stadt.

Heute ist die Stadt eine bekannte Touristenattraktion. Speziell ist, dass die mit einer hohen Festungsmauer umgebenen Altstadt zwischen Hafen und Strand liegt. So schweift der Blick von der Stadtmauer aus nicht nur über die Weite des Wattenmeeres und den gegenüber liegenden Hafen. Sondern man kann direkt von der Mauer aus die vielen Badenden unten am Fusse der Mauer beobachten.

Nach der Besichtigung der Stadtmauer nutzen wir die Gelegenheit, um den direkt an die Altstadt angrenzenden Hafen mit dem Bike zu umrundet. Dabei können wir grosse Meeresschiffe dabei beobachten, wie sie wenige Meter neben uns einem schmalen Kanal entlang fahren, wo kurz vorher noch eine Brücke stand. Diese Strassenbrücke ist so konstruiert, dass sie sich wie eine Schublade ein- bzw. ausziehen lässt. Erstaunlich!

Bevor wir es uns für das Nachtessen mit schmackhaften Miesmuscheln in einem der vielen Restaurants in Saint Malo bequem machen, beobachten wir bei einem Apero mehrmals Einheimische, welche in Badelatschen, mit Badetuch und Flossen ausgerüstet mitten durch die Altstadt watscheln. Ziemlich ungewöhnlich mitten in einer Altstadt. Aber auch logisch, wenn der Sandstrand direkt vor den Stadtmauer liegt. Wie wir erst jetzt bemerken, findet genau heute im Rahmen des kalendarischen Sommeranfanges das ‘Feté de Musique’ statt. Mehr als 540 Städte beteiligen sich weltweit, alleine über 300 in Europa an diesem Event. Amateur- und Berufsmusiker, Performer im Bereich Musik, DJs usw. treten heute honorarfrei im öffentlichen Raum auf. So ist auch hier in Saint Malo heute Abend einiges los. Und wir geniessen vor der spät abendlichen Heimfahrt zurück zum Stellplatz noch einige Konzerte in der Innenstadt.

Ohne Computer fühlt sich Stefan wie ein Fisch ohne Wasser. Auch Autofahren und Navigieren ist genau sein Ding. Wenn er sich nicht gerade mit Fotografieren beschäftigt, outet er sich als Nerd, was den Vorteil hat, dass wir unterwegs bzgl. Apps, Internetzugang, Offlinekarten etc. immer auf dem neusten technischen Stand sind. Daneben spricht er gut englisch, spanisch und portugiesisch - während Babs für's französisch zuständig ist. Die ideale Ergänzung also….

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