Endlich haben wir unser Ziel erreicht – jedenfalls fast. Nach über 800 Kilometer mehr oder weniger eintöniger Fahrt sind wir in 2 1/2 Tagen abends um 19.00 Uhr kurz vor der Bretagne in Beauvoir sur Mer gelandet. In diesem kleinen Kaff finden wir im Handumdrehen einen ordentlichen Stellplatz für die Nacht. Und tatsächlich – im Vergleich zu Bilbao ist es hier auf gleicher geografischer Höhe wie die Schweiz merklich kühler und definitiv angenehmer als in Nordspanien. Nach Statistik soll es immerhin 5° wärmer sein.

Beauvoir sur Mer – Passage de Gois

Was dieses verschlafene Nest mit zirka 4000 Einwohnern speziell macht, ist die 4.5 Kilometer lange Strasse, welche auf die benachbarte Insel führt. Auch dies wäre an sich nichts spezielles. Jedoch ist diese strassenbauliche Kuriosität nur zweimal pro Tag für zirka drei Stunden befahrbar. Den Rest des Tages ist sie von Meer überschwemmt und gehört zum Reich der Fische. Bis heute ertrinken immer wieder Menschen, die von der Flut überrascht werden. Deshalb wurden entlang der Strecke durchs Watt Rettungskörbe auf hohen Pfeilern aufgestellt, wohin man sich zur Not retten kann.

Dieser Gezeiten abhängige Zugang zur Insel hat eine bewegte Vergangenheit. Während der französischen Revolution war die Insel Zufluchtsort der Royalisten. Auch die Bretonen zählten sich dazu, denn sie erhofften sich vom französischen Königshaus mehr Unabhängikeit als von den Revolutionisten. Während des zweiten Weltkrieges benutzte die deutsche Wehrmacht die Insel als Sperrgebiet. Nur wer über eine entsprechende Autorisierung verfügte, durfte die schwer zugängliche Insel betreten.

Heute führt eine moderne Brücke auf die Insel. Dennoch ist die Furt bei Touristen wie auch bei Einheimischen nach wie vor sehr beliebt. Jährlich findet ein Wettrennen mit über 1000 Teilnehmer über die Furt statt. Sie wird zudem gerne benutzt, um in der Zeit der Ebbe entlang der Strasse Muscheln zu sammeln. Doch immer wieder müssen Fahrzeuge, die in der Flut stecken geblieben sind, rausgefischt werden. Was natürlich die regionalen Abschleppdienste besonders freut.

Heute um 12.00 Uhr fahren wir also trockenen Fusses mit unserem Campervan durch die Furt. Wir geniessen es, besonders im Wissen, dass in drei Stunden hier schon wieder die Fische rumschwimmen. Und beobachten die vielen Muschelsucher, die mit ihren Körben und in gebückter Haltung nach Essbarem suchen.

Ab auf die Insel – Noirmoutier-en-l’île

Wir möchten auf der Insel in Noirmoutier-en-l’île wieder mal auf einem Campingplatz übernachten und ein bis zwei Tage ausspannen. Vor allem hoffen wir, wieder mal ein brauchbares Internet zu haben, um unsere Apps abzudaten, neue Karten zu downzuloaden und einige Arbeiten online erledigen zu können. Um dann erholt und gut gerüstet zu unserer Bretagne-Rundreise aufbrechen zu können. Doch wir werden enttäuscht! Denn wir müssen feststellen, dass auch hier das Internet trotz Kosten von 5 Euros für 24 Stunden mehr als lahm ist. Auch im nahe gelegenen Café ist nichts zu machen. Es heisst wie so oft in den letzten Tagen “L’internet n’est pas marché”.

So hoffen wir, dass wir uns wenigstens am nahe gelegenen Strand etwas erholen und ein erfrischendes Bad im Meer nehmen können. Doch auch hier hoffen wir vergebens. Der Wind bläst uns um die Ohren und den Sand ins Gesicht. Das Meerwasser ist nicht etwa türkisblau, sondern eine braune Brühe, Der Strand voller Algen und die vielen Spaziergänger mit ihren bellenden Hunden machen den Strand definitiv zur Plage (wieso heisst eigentlich Strand auf französisch “plage”?). Und auch die Nacht ist ziemlich unruhig. Denn der Wind rüttelt immer kräftiger an unserem Camper. Mitten in der Nacht gehen wir im Pyjama raus und rollen die Markise ein. Denn wir haben Angst, dass uns trotz den Sturmbänder die Sonnenjalousien um die Ohren fliegt. Und das möchten wir um alles in der Welt vermeiden.

Ohne Computer fühlt sich Stefan wie ein Fisch ohne Wasser. Auch Autofahren und Navigieren ist genau sein Ding. Wenn er sich nicht gerade mit Fotografieren beschäftigt, outet er sich als Nerd, was den Vorteil hat, dass wir unterwegs bzgl. Apps, Internetzugang, Offlinekarten etc. immer auf dem neusten technischen Stand sind. Daneben spricht er gut englisch, spanisch und portugiesisch - während Babs für's französisch zuständig ist. Die ideale Ergänzung also….

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