Nach gut einer Woche unterwegs in einem Campermobil stellt sich langsam so etwas wie Routine ein: Nach etwas pröbeln hat bei so wenig Stauraum jeder Gegenstand sein passendes Plätzchen gefunden. Auch das Montieren der Bikes auf dem Biketräger geht nach anfänglichen Fehlversuchen inzwischen fast reibungslos. Das Einparken und Einrichten des Stellplatzes wie auch das Entsorgen von Grau- und Schwarzwasser geht gut von der Hand. Und unser Navi können wir inzwischen fast blind bedienen.

Doch wie sich schon bald zeigte, hat der Camperalltag auch seine Tücken. Muss man doch für alles, was einem sonst im Hotel an Service geboten wird selber organisieren. Sei es besorgen von Lebensmitteln und Frischwasser. Internet oder Stromanschluss. Auch für das Heizen und Warmwasser muss man selber sorgen. Zudem muss man sich als Camper um die Entsorgen von Müll und Abwasser kümmern. Und dies alles ist, vor allem ausserhalb der Saison, wenn alle Campingplätze geschlossen sind, nicht immer ganz einfach. So verbrachten wir die letzten Tage mit teils nervenaufreibendem organisieren nach banalen Alltagsdingen.

Bikeprobleme

Schon nach wenigen Kilometern machte Stefan‘s Gangschaltung Probleme: Auf der Tagestour von Marseillon Plage Richtung Sète wurde es immer schlimmer und wir versuchten deshalb das Problem selber zu beheben. Doch dies misslang – dafür holte Stefan sich, als wäre dies nicht schon genug, noch einen Plattfuss. Blieb also nichts anderes als nach einem Bikershop Ausschau zu halten. Doch dies wurde zu einer mühsamen Odysee. Der einzige Bikeshop in Sète war geschlossen. Auch auf der weiteren Suche fanden wir nur geschlossene Shops – weil alle offensichtlich nur im Sommerhalbjahr geöffnet sind. Ganze Ortschaften für Feriengäste von bis zu 60‘000 Personen sind zu dieser Zeit völlig ausgestorben und wirken wie Geisterstädte. Also versuchten wir unser Glück an unserem nächsten Etappenziel Narbonne. Und siehe da: Nach Stunden mühsamer Suche konnten wir in einem grossen Einkaufszentrum in Narbonne endlich einen Mechaniker finden, der das Bike umgehend wieder Instand stellen konnte.

Wäsche waschen?

Unsere Idee, wild zu campieren und nur alle drei bis vier Tage einen Campingplatz aufzusuchen, um Frischwasser zu tanken, dank Stromanschluss die Geräteakkus laden zu können, Wäsche zu waschen und kostenlose Internet-Verbindung zu haben, schlug bisher fehl. Fast alle Campings in Südfrankreich sind um diese Jahreszeit dicht. Und es stellte sich heraus, dass entgegen unserer Erwartung sogenannte Ganzjahres-Campings ausschliesslich Mobilehomes, also nur Baracken mit Pseudorädchen und keinen Platz für Camper bieten.
Somit mussten wir improvisieren: Einen Waschsalon fanden wir relative schnell in Narbonne. Für Stefan ist auch ein guter Internet-Zugang sehr wichtig. Leider stellten wir schnell fest, dass auf den offiziellen Stellplätzen, auf welchen WIFI vorhanden sein sollte, das Signal denkbar schlecht und die Verbindung mehr als nur lahm war. Das einzig wirklich brauchbare Netz ist bis jetzt unser eigenes Internet mit Prepaid-Data-Simkarten, mit welchen wir alle unsere Geräte über ein spezielles MIFI-Gerät mit dem Handynetz verbinden können. Zudem gehen wir inzwischen ab und zu in ein Restaurant oder zu Mc Donalds, denn dort gibt‘s meist einen schnellen Internetzugang.

Wasser zum Duschen?

Auch die Suche nach Frischwasser stellte sich als unerwartetes Problem heraus. Aufgrund unserer Informationen hatten wir fälschlicherweise angenommen, dass es problemlos möglich sei, an Brunnen, Stellplätzen oder grossen Autobahnraststätten Wasser zu tanken. Weit gefehlt! Wir haben mehrere Autobahnraststätten abgeklappert und an drei Stellplätzen übernachtet. Überall das gleiche Bild: Entweder eine nicht funktionierende Zapfsäule oder trotz Hinweis gar keine Wasseranschluss. Doch nach drei Tagen mit leerem Wassertank und ohne Duschen wurden wir auf dem Stellplatz in Lagrasse endlich fündig. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer: Wie kommt das Wasser von Hahnen in unser Tank? Wir hatten zwar einen Schlauch mit Gewinde, aber eben das Falsche. Alle Versuche zu improvisieren scheiterten. Doch zum Glück fand sich ein Camper mit einem passenden Gewinde, so dass wir endlich eine verdiente Dusche nehmen konnten. Inzwischen haben wir natürlich in einem Baumarkt das entsprechende Gewinde organisiert. Schliesslich sind Fehler dazu da, es nächstes Mal besser zu machen.

Unser Fazit nach 10 Tagen?

Wir haben uns noch keine Sekunde bereut, wieso wir diese Reise gestartet haben. Und eben diese ungeplanten Vorfälle lassen einen dann all die schönen Momente umso mehr geniessen, in denen einfach alles Rund läuft. Sind wir also gespannt, welche weiteren Abenteuer uns auf unserer Reise noch erwarten.

Autofahren bei Nacht, bei viel Verkehr und in Städten ist nicht das Ding von Babs. Auch beim Kartenlesen und Navigieren ist sie nicht über alle Zweifel erhaben. Dafür kocht sie einfach hervorragend, hat Humor, ist völlig unkompliziert und weiss jede Menge über Wildkräuter, Pilze und was man sonst so in der Natur zum Essen findet - zum Beispiel Fische.

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