Weil es uns hier in Roquefort-en-Terre auf dem sehr familiären Camping so gut gefällt, bleiben wir einen Tag länger als geplant. Ich nutzte die Zeit und das schnelle Internet, um etwas zu arbeiten während Babs noch dies und jenes erledigt und sich bei einem guten Buch entspannt. Zudem muss auch die kommende Bretagne-Tour noch detaillierter vorbereitet werden. Zur Auflockerung und Abkühlung bei über 30 Grad im Schatten drehe ich noch ein paar Runden im Camping eigenen Pool, während mich vom Beckenrand drei älteren Seniorinnen auf den Liegestühlen kritisch beobachten.

Bei meinen Internet-Recherchen über die Bretagne bin ich per Zufall auf Bilder von alten Schiffswracks gestossen. Für mich als Fotograf ist sofort klar: Da will ich hin! So ein Motiv findet man nicht alle Tage. Aufgrund verschiedener Hinweisen konnte ich den geheimnisvollen Ort schnell ausfindig machen. Und zu meinem Glück liegt dieser ziemlich an unserer geplanten Strecke entlang der Südküste der Bretagne. Somit ist unser morgiges Tagesziel schnell festgelegt.

Dolmen in Carnac – Auf den Spuren von Obelix

Somit geht es heute an unserem dritten Tag in der Bretagne richtig los. Wir fahren über Vannes und Auray Richtung Westen. Auf dem Weg zum Schiffsfriedhof in Étel gehts jedoch zuerst noch für einen kurzen Abstecher nach Carnac. Dieser Ort ist wegen seinen prähistorischen Steinfelder bekannt. Hier kann man mehr als 3’000 Menhire, Grabstätten und Dolmen bewundern. Auf dem ursprünglich über acht Kilometer langen und somit grössten bekannten prähistorischen Steinfeld haben Menschen dieser Zeitepoche genau 2.934 dieser riesigen keilförmigen Steine aufgestellt. Über den Zweck dieser Steinreihen spekulieren Historiker bis heute. Optisch sind diese Zeitzeugen zwar nicht sehr attraktiv. Wenn man sich jedoch die Dimensionen und die damaligen technischen Möglichkeiten vor Augen führt, bekommen diese eine beeindruckende Bedeutung. Nach diesem kurzen Halt und einem Mittagslunch aus unserer Bordküche gehts weiter Richtung L’Orient.

Schiffsfriedhof am Rio d’Étel

Nach kurzer Fahrt erreichen wir das Mündungsgebiet von Étel. Bis ins 20. Jahrhundert war Étel und dessen Mündung eine Hochburg des Thunfischfanges. Eine riesige Schiffsflotte lag im Hafen. Auch heute wird noch immer nach Thun gefangen, wenn auch nicht mehr im gleichen Umfang. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht haben einige der alten Segelschiffe quasi ihre letzte Ruhestätte gefunden. Ein letzter Ankerplatz der stummen Schiffsriesen, welcher von der grossen Vergangenheit zeugt.

Auch heute gehts wie in den letzten Tagen immer zum Übernachten auf einen Stellplatz. Diesmal nahe eines kleinen Örtchens namens Le Courégant in der Nähe der Küste.

Wildcampen adé

Im Vergleich zu Portugal ist es hier in Frankreich so gut wie unmöglich, irgendwo einen einsames Plätzchen direkt an der Küste zu finden. Die Franzosen sind ein Volk von Campern und in vielen Vorgärten steht ein Womo. Entsprechend ist hier alles reglementiert und durchorganisiert. So verfügt fast jede grössere Ortschaft an der Küste über einen gemeindeeigenen Stellplatz, teils mit vorbildlicher Einrichtung. Somit ist nichts mit einsamen Plätzchen und wild campieren. Dafür findet man jede Menge Entsorgungsstationen, wo wir unsere Toilette entsorgen und Frischwasser tanken können. Sogar Shops für Camperbedarf gibt es hier so viele wie wir vorher noch nie gesichtet haben.

Einsame Küstenlandschaften

Obwohl es heute ein langer Tag war und ich mit den Schiffswracks eigentlich schon genug spannende Motive vor der Linse bekommen habe, kann ich es nicht lassen, nach dem Nachtessen nochmals mit Kamera und Stativ entlang der nahen Küste zu marschieren, um das Spiel der Wellen im Lichte der untergehenden Sonne festzuhalten.

Ohne Computer fühlt sich Stefan wie ein Fisch ohne Wasser. Auch Autofahren und Navigieren ist genau sein Ding. Wenn er sich nicht gerade mit Fotografieren beschäftigt, outet er sich als Nerd, was den Vorteil hat, dass wir unterwegs bzgl. Apps, Internetzugang, Offlinekarten etc. immer auf dem neusten technischen Stand sind. Daneben spricht er gut englisch, spanisch und portugiesisch - während Babs für's französisch zuständig ist. Die ideale Ergänzung also….

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