Nach dem gestrigen unvergesslichen Besuch im KZ Auschwitz gehts heute nur 50 Kilometer weiter nach Krakau, der früheren Hauptstadt Polens. Wir freuen uns besonders, dass die Landschaft endlich hügliger wird nach über 5’000 Kilometern entlang den meist flachen Gebieten der Europäischen West- und Nordküste. Die Karpaten, eines der grossen Gebirge Europas kommen langsam in Sichtweite. Auf dem Campingplatz einige Kilometer vom Zentrum entfernt finden wir ein schattiges Plätzchen, wo sich die heutige Hitze von über 30 Grad gut aushalten lässt.

Besuch der Krakauer Altstadt

Gut ausgeschlafen machen wir uns schon am Morgen mit unseren Bikes auf um Krakau zu entdecken. Der leicht bewölkte Himmel und die angenehmen Temperaturen sind ideal für eine Stadtbesichtigung –  definitiv besser als die gestrige Hitze. Nur dass der Wetterbericht für den Nachmittage starke Regen ansagt trübt die Freude ein wenig. Deshalb starten wir frühzeitig, um möglichst viel zu sehen bevor das Regentief eintrifft.

Wir fahren auf dem schönen Veloweg der Weichsel entlang, vorbei am Wawelhügel mit dem Schloss rein in die von der UNESCO denkmalgeschützte Altstadt von Krakau. Einmal mehr bewährt sich die Besichtigung per Bike, denn so ersparen wir uns schmerzende Füsse und können in kurzer Zeit viel sehen. Wir sind schon jetzt erstaunt, wie velofreundlich die Stadt ist. Da die Stadt im zweiten Weltkrieg von starken Bombardements verschont geblieben ist, sind die meisten alten Bauten noch im Originalzustand. Auf dem grössten Europäischen Marktplatz des Mittelalters geniessen wir nach einem Abstecher in die Tuchhalle und auf den Markt neben dem Rathausturm ein leckeres Mittagessen.

Wir ziehen weiter unsere Runden im Sattel, schlängeln uns durch die Touristenmassen, fahren neben den vielen Kirchen wie auch an den Resten der ehemaligen Stadtmauer mit dem Krakauer Florianstor vorbei. Doch das Gewitter kündigt sich schneller an als prognostiziert. Deswegen beenden wir unsere Besichtigung frühzeitig und machen uns auf den Heimweg. Doch leider zu spät. Auf dem Heimwegen erwischt uns der prasselnde Regen und wir geniessen eine nicht ganz freiwillige aber irgendwie doch erfrischende Sommergewitter-Dusche. So kommen wir pudelnass am Camping an. Getrocknet und frisch umgezogen machen wir es uns in unserem Büssli bequem und geniessen bei einem feinen Znacht aus der eigenen Küche den Abend.

Unser Fazit zu Krakau? Ausser dem Zentrum haben wir nicht viel gesehen. Unser Besuch war von zu kurzer Dauer und das Wetter zu schlecht um uns eine Meinung bilden zu können. Die vielen Grünanlagen, die gut erhaltenen, Jahrhunderte alten Gebäude, die vielen Strassencafés und die Weichsel mitten durch die Stadt haben definitiv ihren Reiz. Dennoch: Irgendwie hat uns der Charm gefehlt. Eines ist sicher: Falls wir eine Stadt in Polen nochmals besuchen würden, so wäre es bestimmt Danzig.

Zeit für eine Pause

Heute ist Sonntag, der Himmel ist verhangen und der Regen prasselt ununterbrochen auf unser Büsslidach. Es ist ziemlich kühl und garstig. Deshalb beschliessen wir kurzerhand, einen gemütlichen Tag in unseren vier Wänden einzulegen und unsere Weiterreise zu planen. Wir setzten Wasser auf und machen uns einen heissen Tee. Babs verzieht sich zum Lesen in unsere ‘Lounge Zone’ namens Bett. Und ich widme mich wieder mal meinen geschäftlichen Angelegenheiten. Fahre das Laptop hoch und erledige die MwSt.-Abrechnung, mache mich ans Finishing meiner neuen Website und die Workshop-Planung für kommendes Jahr. Wir fühlen uns so wohl in unserem vier Wänden, dass wir fast vergessen, dass wir uns auf einer achtmonatigen Reise und über 1’000 Kilometer von der Heimat entfernt befinden. So geht dieser unspektakuläre Tag ohne grössere Ereignisse erstaunlich schnell vorbei.

Salzmine in Wieliczka

Heute Montag gehts nach drei Nächten in Krakau weiter in die Nachbarstadt Wieliczka. Hier wollen wir das weltbekannte Salzbergwerk besichtigen. Diese Mine soll ziemlich beeindruckend sein. Seit dem dreizehnten Jahrhundert bis heute wird hier das Gold des Mittelalters abgebaut. In den 700 Jahren Salzabbau sollen die Gänge und Stollen auf eine Länge von über 350 Kilometer angewachsen sein und es soll über 2000 unterirdische Kammern geben. Tönt ziemlich spannend. So parken wir unser WoMo auf dem offiziellen Parkplatz und stellen uns in die ziemlich lange Kolonne der wartenden Touristen.

Nach zwei Stunden anstehen und warten gehts endlich über eine Holztreppe 350 Stufen und 130 Meter in die Tiefe. Auf der dreistündigen Tour kommen wir an in Salz gehauene Statuen und unterirdischen Seen und einer Kapelle vorbei. Der Tourguide erklärt uns in englisch und in witziger Art, dass man ungeniert Boden, Wände oder Decke abschlecken dürfe. Dass die salzige Luft gut für die Lunge sei und das Leben um ganze drei Tage verlängern soll. Und dass man unbedingt in der Gruppe bleiben müsse, da man sich sonst schnell in den endlosen Gängen verlaufen könnte. Dank verschiedenen Stationen mit nachgestellten Szenen der harten Arbeit der Minenarbeiter lassen sich die Arbeitsbedingungen der letzten Jahrhundert gut nachvollziehen. Am beeindruckensten fand ich aber die riesigen unterirdischen Hallen, welche bis zu 70 Meter in die Höhe ragen. Eine davon ist eine unterirdische Kirche, welche komplett in Salz gehauen ist. Boden, Wände, Figuren, sogar der Altar, alles aus reinstem Speisesalz.

Nach drei Stunden und vier Kilometer unter Boden erblicken wir wieder das Licht der Sonne und sind begeistert von dieser eindrücklichen Besichtigung. Und nicht nur wir. Diese Mine ist eine der wichtigsten polnischen Sehenswürdigkeit und zieht täglich bis zu 10’000 Touristen in ihren Bann. Nach einem feinen polnischen Nachtessen verbringen wir die Nacht auf dem fast leeren Besucherparkplatz, bevor es morgen weiter Richtung Slowakei geht.

Ohne Computer fühlt sich Stefan wie ein Fisch ohne Wasser. Auch Autofahren und Navigieren ist genau sein Ding. Wenn er sich nicht gerade mit Fotografieren beschäftigt, outet er sich als Nerd, was den Vorteil hat, dass wir unterwegs bzgl. Apps, Internetzugang, Offlinekarten etc. immer auf dem neusten technischen Stand sind. Daneben spricht er gut englisch, spanisch und portugiesisch - während Babs für's französisch zuständig ist. Die ideale Ergänzung also….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert