Heute ist schon der siebte Tag unserer Bretagnetour. Nach einem Tag Pause an unserem Traumplatz in Landévennec gehts 100 Kilometer weiter Richtung Nordküste. Wir haben uns entschieden, Brest doch nicht zu besuchen. Irgendwie hält sich unsere Lust auf Grossstädte in Grenzen. Und wir sind der Meinung, dass Brest nicht zu den absoluten Musts gehört.

Altes Gezeitenkraftwerk

Gleich nach der Abfahrt machen wir schon unseren ersten kurzen Zwischenhalt. Denn wir entdecken gleich neben der schmalen Strasse ein altes Gezeitenkraftwerk. Diese Technik ist also keine Erfindung der letzen Jahrzehnte. Sondern gibts also schon seit über schätzungsweise 100 Jahren.

Pfarrbezirk in Brasparts

Heute starten wir frohen Mutes über das Hochland von immerhin 300 Metern über Meer in den Norden der Bretagne. Dabei durchqueren wir die Stadt Brasparts, welche eine für die Bretagne typisches und gut restauriertes Pfarrbezirke verfügt. Diese typisch bretonische Pfarrbezirke bestehen aus einem Friedhof, einem Triumphtor, einem Beinhaus und dem Kalvarienberg, der auf einem grossen aus Granit gehauenen Altar die Leidensgeschichte Christi erzählt. Bei den Kirchen hier in der Bretagne gefallen mir vor allem die sehr schlanken und spitzen Kirchtürme, welche hier sehr typisch sind. Aussergewöhnlich finde ich zudem die in Holz gehaltenen Decken der Kirche. Eher ungewöhnlich erscheint mir an dieser Kirche jedoch den runden Anbau, der eher an eine orthodoxe Kirchen erinnert.

Nach diesem kurzen Zwischenhalt geht es weiter über das Hochland der Bretagne. Vorbei am Lac de Brennilis und dem höchsten Erhebung der Bretagne namens Roc’h Trevelez. Diese liegt auf – immerhin – 384 Metern über Meer.

Besuch in Morlaix

Unser nächster Halt ist die Stadt Morlaix mit 15’000 Einwohner. Wir hätten hier nicht angehalten, hätte diese Stadt nicht eine ganz besondere Sehenswürdigkeit zu bieten. Das Wahrzeichen ist ein eindrückliches Eisenbahnviadukt, welches die in einem engen Tal liegende Stadt überquert. Die Brücke wurde 1861 als Teil der Bahnverbindung Paris-Brest errichtet und ist mit 58 Metern Höhe und 285 Metern Länge ziemlich spektakulär. Die Brücke wurde kurz nach Beginn der Invasion 1944 von den Alliierten bombardiert, um die Versorgung der deutschen Truppen zu unterbrechen.

Nachdem wir die Gassen der Altstadt und die mit Erkern geschmückten Häusern bewundert und unseren Hunger mit einem kleinen Mittagessen gestillt haben, gehts zu Fuss über dieses eindrückliche Viadukt. So können wir das Bauwerk aus der Nähe und die Aussicht auf die Altstadt von oben bestaunen.

Rosa Felsen in Trégastel

Nach unserem mitttäglichen halt in Morlaix geht’s weiter entlang der bretonische Nordküste. Als nächstes wollen wir vor allem die rosa Felsen besichtigen. Wir sind froh, hier auch gleich einen wunderschönen Strand zu finden, wo wir uns im kühlen Atlantik, besser gesagt im Ärmelkanal, erfrischen und die wie grosse Kieselsteine geformten Felsen bewundern können.

Für uns ziemlich überraschend ist, wie schnell sich hier der Wasserstand ändert – man kann beinahe zuschauen, wie sich das Wasser zurückzieht und den Strand freigibt. Tatsache ist, dass sich an diesem Abschnitt der Küste der Wasserstand innerhalb von 6 Stunden um bis zu 10 Metern verändern kann.

Kleine Unstimmigkeiten an Bord

Hier an der sogenannten Côte de Granit Rose ganz in der Nähe der Rosa Felsen finden wir auch schnell einen Stellplatz für die Nacht. Und erstmals nach vier Monaten Reise auf 12m2 gibts einen heftige Auseinandersetzung in unserer Zweierkiste. Auch dies gehört wohl zu einer solch langen Reise. Wo man so viel Zeit von Morgen bis Abend auf wenig Raum miteinander verbringt. Wo sich Hoffnungen, Erwartungen und Wünsche nicht immer vereinbaren lassen. Und wo auch bei zwei so harmoniebedürftigen Personen wie uns mal die Sicherung durchbrennen. War wohl einfach an der Zeit für eine gemeinsame Aussprache. Auf jeden Fall ist Babs immer noch mit an Bord und hat nicht den Zug nach Luzern genommen.

Ohne Computer fühlt sich Stefan wie ein Fisch ohne Wasser. Auch Autofahren und Navigieren ist genau sein Ding. Wenn er sich nicht gerade mit Fotografieren beschäftigt, outet er sich als Nerd, was den Vorteil hat, dass wir unterwegs bzgl. Apps, Internetzugang, Offlinekarten etc. immer auf dem neusten technischen Stand sind. Daneben spricht er gut englisch, spanisch und portugiesisch - während Babs für's französisch zuständig ist. Die ideale Ergänzung also….