Nachdem Babs von ihrer Besichtigungstour in Gent an unseren Stellplatz zurückgekehrt ist, möchten wir eigentlich hier gleich eine zweite Nacht verbringen. Denn die Aussicht hier an diesem künstlichen kleinen See ist fabelhaft. Wir schauen den Joggern zu, wie sie sich vor ihrer Runde mit ihrem Iphone verkabeln, um auch jeden gemachten Meter digital festzuhalten. Wir schauen den Rudersportlern zu wie sie ihre Strecken auf dem Wasser ziehen. Und wie die Anwohner mit ihren Hunden den abendliche Plichtspaziergang absolvieren.

Hier noch einige Impressionen von Babs kurzem Abstecher ins Zentrum von Gent:

Da jedoch unser Frischwassertank gähnend leer ist und auch unsere Toilette und das Grauwasser nach einer Entleerung schreit, sind wir gezwungen, noch am späten Nachmittag auf einen Campingplatz zu wechseln. Denn hier in Belgien gibt es leider viel weniger Möglichkeiten, um ausserhalb eines Campings die Ver- und Entsorgung zu erledigen als vorher in Frankreich. So landen wir für diese Nacht auf dem nahe gelegenen Campingplatz. Aber immerhin haben wir hier ein superschnelles Internet. Und zum Nachtessen backt uns Babs eine leckeren Pilz- und Lauch Quiche. Ich finde es immer wieder erstaunlich, was meine bessere Hälfte alles aus unserer Miniatur-Küche zaubert.

Auf nach Holland

Nach nur vier Nächten heisst es schon wieder byebye Belgien. Wir fahren über die Grenze nach Holland. Holland ist mit gut 41’000 Quadratkilometern fast gleich gross wie die Schweiz, hat aber definitiv weniger Berge. Dafür doppelt so viele Einwohner! Und wie mir unser pensionierter Dauercamper von nebenan weis machen wollte, entsprechen die Berge der Schweiz dem Wind von Belgien – jedenfalls beim Velofahren.

So sind wir gespannt auf Holland. Durch den über 6 Kilometer langen Westerscheldetunnel unterqueren wir das Meer teils 60 Meter unter der Wasseroberfläche ohne dabei nass zu werden. Wir fahren weiter über Middelburg bis an die Küste bei Vrouwenpolder* (übersetzt Frauenpower?) wo wir uns einen schönen Stellplatz ganz in der Nähe des Dammes ausgesucht haben. Und wir haben Glück! Wir ergattern uns gleich den letzten Platz für die Nacht.

*Inzwischen habe ich gelernt, dass das Wort ‘Polder’ ein Gebiet bezeichnet, welches dem Meer durch Eindeichung und Entwässerung abgerungen wurde 😉

Kaum eingeparkt, starten wir mit unseren Bikes eine kleine Abendtour. Wir fahren entlang des Dammes und finden am Sandstrand ein ruhige Ecke, wo wir unsere Füsse in den Sand stecken und den Kitesurfern bei ihren Übungsrunden zuschauen können. Nach einem erquickenden Bad und einigen bräunenden Sonnenstrahlen hält uns nichts davon ab, in der nahen Strandkneipe ein Aperol Spritz zu geniessen um unseren ersten Abend in Holland zu feiern. Vom feinen Nachtessen unseres Tischnachbarn ermuntert, bestellen wir auch gleich einen Kabeljau und feine Miesmuscheln (die nennt man hier so ähnlich wie Moslems…) zum Nachtessen. So als feierlicher Abschied von Belgien…

Deltawerke

Etwas beschwipst starten wir dann den Rückweg, wo wir noch kurz einen Abstecher zum ersten Damm der Deltawerke namens Oosterscheldesperrwerk zu machen. Die Deltawerke sind ein massives Schutzsystem gegen Hochwasser und Sturmfluten, die nach der letzten grossen Flutkatastrophe von 1953 errichtet wurden. Durch diese Dämme wurden nicht nur einige frühere Inseln Hollands zu Halbinsel, sondern auch die Küstenlänge von vormals über 350 Kilometer auf heute 60 Kilometer drastisch verkürzt. So entstanden durch die 1997 komplett fertiggestellten Deltawerke mehrere neue Seen, die einen tieferen Salzgehalt haben als das ursprüngliche Meer vorher hatte.

Heute gehts mit einem leichten Kater weiter entlang der holländischen Küste. Wir überqueren weitere Dämme des Deltawerkes, viele grüne Wiesen. Unzählige moderne Windkraftwerke schmücken unseren Weg wie schon auf unserer ganzen Reise vorher. Einzig der Blick aufs Meer ist hier selten. Denn oft versperren Dämme den Blick aufs offene Meer. Zudem liegt Holland zu etwa einem Drittel unterhalb des Wasserpegel des Meeres. Wir bewundern die technische Meisterleistungen dieser Dämme, die bei Springflut oder Stürmen geschlossen werden können um so das Hinterland vor Überschwemmungen schützen. Rotterdam umfahren wir grosszügig. Denn wir haben uns entschlossen, dafür halt zu machen im Städtchen Delft westlich davon. Denn hier soll es eine charmante Altstadt geben. Genau richtig für uns. Denn unsere Lust auf Grossstädte hält sich nach wie vor in Grenzen.

Ohne Computer fühlt sich Stefan wie ein Fisch ohne Wasser. Auch Autofahren und Navigieren ist genau sein Ding. Wenn er sich nicht gerade mit Fotografieren beschäftigt, outet er sich als Nerd, was den Vorteil hat, dass wir unterwegs bzgl. Apps, Internetzugang, Offlinekarten etc. immer auf dem neusten technischen Stand sind. Daneben spricht er gut englisch, spanisch und portugiesisch - während Babs für's französisch zuständig ist. Die ideale Ergänzung also….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert