Heute solls weiter nach Bremerhaven gehen. Da heute jedoch Sonntag ist wird zuerst mal richtig ausgeschlafen und ein üppiges Frühstück genossen. Und da es draussen in strömen regnet, erledige ich noch einige geschäftliche Arbeiten. Danach gehts auf einen kurzen Abstecher in die schöne, aber nicht gerade sehenswerte Altstadt von Jevers, bevor wir am Nachmittag entscheiden, unser fahrendes Häuschen noch heute nach Bremerhaven zu bringen. Unsere Angst, dass die Stellplätze dort eventuell wegen dem Ferienbeginn und unserer spätnachmittaglichen Ankunft schon belegt sein könnte, bestätigt sich zum Glück nicht. Wir finden einen freien Platz in der Nähe des Zentrums, mitten im Hafen direkt neben einer Schleuse.

Beeindruckende Hafenrundfahrt per Bike

Guten Morgen Bremerhaven! Der Regen hat sich verzogen und ein strahlender Tag erwartet uns. Der Grund für unseren Besuch in Bremerhaven ist nicht etwa die charmante Innenstadt. Die gibt es schlichtweg nicht. Sondern die Hafenwelt mit ihren spannenden Museen- und Shoppingmeilen. Unser Besuch soll aber nicht etwa dem Shopping gewidmet sein. Sondern ganz im Zeichen der Schifffahrt stehen.

Als erstes machen wir uns mit unseren Bikes auf eine Rundahrt durch den Hafen. Hier gibts einen ausgeschilderten Radweg, der durch den ganzen Hafen führt. Wir fahren über Schleusen von beeindruckender Grösse. Entlang von riesigen Schwimmdocks, wo die Kreuzer gebaut oder gewartet werden. Vorbei an endlosen Halden von neuen Autos, die in die ganze Welt verschifft werden. Über tonnenschwere Hebebrücken und riesigen Tanklagern. Vorbei an alten Leuchttürmen. Und sind beeindruckt von der gigantischen Grösse dieser Meeresschiffe. Und können beobachten, wie ein Gigant der Meere, der aussieht wie ein überdimensionierter schwimmender Bunker, belanden mit etwa 8’000 Autos verteilt auf zehn Stockwerken gerade die Schleuse verlässt. Unermesslich, welche Menge an Waren hier jeden Tag durchgeschleust werden.

Nach diesen vielen Eindrücken brauchen wir erstmal eine Pause. Mit einem stärkenden Fischbötchen von einem der Stände in der Einkaufsgasse geht unser Besichtigungsprogramm in die nächste Runde.

Deutsches Schifffahrtsmuseum

Wir machen als Nachmittagsprogramm einen Besuch im offiziellen Deutschen Schifffahrtsmuseum. Dieses Museum zeigt alle Facetten rund um das Thema Schifffahrt – speziell natürlich der Deutschen. Es handelt vom klassischen Schiffsbau und vom Arbeitsrecht der Matrosen. Vom Handel mit Segelschiffen bis zu den modernen Containerschiffen. Wir haben gelernt, was ein Echolot und ein Windjammer ist. Und wir wissen nun, dass der Seehund nicht nur ein tierischer Küstenbewohner, sondern auch ein kleines fieses U-Boot ist, welches die Deutschen im letzten Jahr des Atlantikkrieges für ihre Treibjagd gegen die Alliierten benutzten. Das U-Boot trägt zwei grosse Torpedos und es passen nur zwei Mann rein – sitzend. Es war für Tauchfahrten von 5-7 Tage ausgelegt – eine ziemliche Tortour für die Besatzung. Von den etwa 80 gebauten Exemplaren sind die meisten nicht mehr zurückgekommen. Zum Schluss besuchen wir noch die ausrangierte Schiffsflotte, welche im alten Hafenbecken stehen.

Unserer Meinung nach ist dieses Museum sehr sehenswert – und nicht nur für Schiffsnarren. Mit einem Kopf voller Eindrücke von der Radtour und dem Museumsbesuch sind wir ziemlich Fix und Foxi und geniessen den Abend zurück im Büssli.

Besichtigung Klimahaus 8 Grad

Auch der Tag zwei unseres Besuches in Bremerhaven soll nicht weniger spannend werden. Wir entscheiden uns kurzfristig, auch das Klimahaus 8 Grad zu besuchen. Diese weltweit einzigartige Ausstellung führt auf lebendige Art und Weise anhand einer virtuellen Reise entlang des achten Längegrades – von Bremerhafen über den Südpol und die Arktis wieder zurück. Und zeigt an verschiedenen Stationen wie zum Beispiel in Islenthal in der Innerschweiz, aber auch in Sardinien, auf Samoa oder bei den Inuits nicht nur die Lebensumstände der Einheimischen, sondern auch den Kampf gegen die Folgen der Klimaveränderungen. Auch dieser Besuch war für uns sehr lehrreich. Auch wenn die verschiedenen Themen, welche angesprochen werden, wie etwa Verunreinigung der Meere durch Plastik oder das Abschmelzen der Gletscher und Eispole für uns nicht ganz neu waren.

Hafenrundfahrt per Bus

Für den späteren Nachmittag haben wir schon am Vortag Tickets für die Rundfahrt mit dem Hafenbus besorgt. Hier erwartet uns der Höhepunkt unseres Bremerhaven-Aufenthaltes. Wir fahren im zweistöckigen Bus entlang des Piers, wo wir aus nächster Nähe zuschauen können, wie Container auf die Riesenschiffe verladen werden. Wir fahren mitten durch unendliche Fahrzeugparks, wo neben tausenden von PkW’s auch viele Spezialfahrzeuge wie Panzer, Feuerwehrautos oder Trucks, aber auch, Transformatoren oder riesigen Fahrkräne stehen und darauf warten, in Schiffe verladen zu werden.

Dank der sehr kompetenten Führung erfahren wir viel über den Hafenbetrieb. Zum Beispiel, dass innert nur 7 Tagen hier über 120’000 Fahrzeuge umgeschlagen werden. Dass der Hafen vor kurzem von den Chinesen gekauft wurde. Dass hier pausenlos, Tag und Nacht, an 365 Tage im Jahr im Dreischichtbetrieb gearbeitet wird und die Schiffe be- und entladen werden. Damit jeder in Europa seine Gemüse, seinen Computer, seine Kleider oder sein neues Auto fristgerecht geliefert bekommt. Oder dass gerade ein grosser Schiff im riesigen Hebedock von Schweröl auf Gasbetrieb umgerüstet wird. Wir können live miterleben, wie die riesigen Container-Carrier die gelagerten Container auf LKW’s verladen, welche im Minutentakt rein- und rausfahren und vor dieser gigantischen Kulisse wie Spielzeugautos wirken.

Wir sind von dieser Tour absolut begeistert. Und haben viel über internationalen Handel, Logistik und die Rolle von Bremerhaven im Bezug auf den Welthandel gelernt. Nach diesem unvergesslichen aber auch ziemlich anstrengenden Tag lassen wir den Abend bei einem feinen Fische in der geschichtsträchtigen Lloids-Restaurant, wo früher Waren auf Schiffe verladen und Millionen von Auswanderer durchgeschleust wurden, ausklingen. Geniessen die letzten Sonnenstrahlen mit dem Blick auf das Weserdelta. Und beobachten dabei, wie die Flut langsam den Sandstrand vor unseren Füssen in Beschlag nimmt.

Ohne Computer fühlt sich Stefan wie ein Fisch ohne Wasser. Auch Autofahren und Navigieren ist genau sein Ding. Wenn er sich nicht gerade mit Fotografieren beschäftigt, outet er sich als Nerd, was den Vorteil hat, dass wir unterwegs bzgl. Apps, Internetzugang, Offlinekarten etc. immer auf dem neusten technischen Stand sind. Daneben spricht er gut englisch, spanisch und portugiesisch - während Babs für's französisch zuständig ist. Die ideale Ergänzung also….